Aprilbericht

Lernen mit Herz (AcC) ein Interview mit Carolin Ehrlich, einer Freiwilligen des Projekts „AcC“ von „Herzen für eine neue Welt“ Was ist das Ziel von AcC? Das Ziel ist, Kindern, die besonders gute schulische Leistungen erbringen, eine gute Ausbildung zu ermöglichen, die sie nachhaltig aus der Armut befreit. Würden die Beneficiarios sonst keine Ausbildung erhalten? Ohne die finanzielle Unterstützung von AcC wäre es den allermeisten Beneficiarios nicht möglich, eine weiterführende Berufsausbildung zu erhalten, da sie sonst schon früh anfangen müssten, zum Familienerwerb beizutragen. Welche Auswahlkriterien gibt es, um in AcC aufgenommen zu werden? Auf jeden Fall ist es wichtig, dass die Familie am Existenzminimum lebt, dass die Kinder gut in der Schule sind und dass noch kein anderes Kind aus der Familie in AcC ist. Oft kommt es auch vor, dass die Kinder aus Verhältnissen mit familiären Problemen kommen und sich aus dieser schwierigen Situation besonders positiv hervortun. Wie unterstützt AcC die Beneficiarios? Zum einen unterstützt AcC die Beneficiarios finanziell, indem sie einen Geldbetrag erhalten, der aus Patengeldern finanziert wird. Dieses Geld muss nachweislich für lebens- oder ausbildungsnotwendige Dinge ausgegeben werden. Zum anderen findet die Unterstützung auf persönlicher Ebene durch die Freiwilligen und den Projektkoordinator Boris statt: Jeder Beneficiario soll mindestens zwei Mal pro Monat zu Hause oder in der Schule besucht werden. Wie sieht so ein Hausbesuch aus? Hausbesuche sehen bei jedem Beneficiario anders aus. Meistens erkundige ich mich, wie es den Beneficiarios geht, was in der letzten Zeit passiert ist und wie es mit ihrer Ausbildung aussieht. Mit vielen mache ich auch Englisch oder wir spielen, machen Sport, ich helfe beim Kochen oder wir gehen zusammen zum Arzt. Merkt man, dass die Hausbesuche und die finanzielle Unterstützung als Bereicherung wahrgenommen werden? Also über den finanziellen Teil spreche ich mit denen jetzt nicht so, aber die finanzielle Unterstützung ist auf jeden Fall ein großer Teil des Familieneinkommens. Das habe ich gemerkt, als die Eltern einmal ihr Durchschnittseinkommen aufschreiben mussten und das Geld von AcC nochmal die Hälfte oder ein Drittel dazu gewesen ist. Der Kontakt mit den Freiwilligen bei den Hausbesuchen wird von manchen aktiv genutzt, um Fragen über Deutschland und die akademische Laufbahn der Freiwilligen zu stellen, andere interessiert das allerdings auch überhaupt nicht. Diese Hausbesuche sind auch meist die anstrengenderen. Als was arbeiten die Eltern? Unterschiedlich. Ich glaube der Großteil der Eltern meiner Beneficiarios haben ihr eigenes Feld und bauen ihre eigenen Kartoffeln an. Andere sind Dachdecker, arbeiten auf dem Bau oder die Mütter sind meistens Hausfrauen und kümmern sich um das Feld und die Kinder. Welche Ausbildungen machen die Beneficiarios so? Viele studieren Buchhaltung, Administration, Gastronomie oder Touristenführer - also Berufe, die auch hier in Urubamba auf der Berufsschule angeboten werden. Das sind alles solide, ganz normale Berufe, mit denen man später finanziell sicher aufgestellt ist. Bei den Beneficiarios, die noch auf der weiterführenden Schule sind, ist Englisch ein häufiges Interessenfeld. Was kann man als Freiwilliger von seinen Beneficiarios lernen? Man kann erstmal sehr viel über die peruanische Kultur und Traditionen lernen, einfach indem man darüber spricht. Und man kann auch sehen, wie toll der Familienzusammenhalt bei vielen Familien ist und wie selbstständig schon ganz viele der Beneficiarios in ihrem jungen Alter sind, die dann Aufgaben der Eltern (z.B. Haushaltsführung) übernehmen, wenn diese nicht mehr ganz klar im Kopf sind. Was ist euer Ziel für den Rest des Jahres? Wir wollen ab letztem Monat für den Rest des Jahres ein Event mit den Beneficiarios machen. Die Idee dahinter ist, dass wir eine AcC-community aufbauen, damit sie nicht nur dreimal jährlich zu den Pflichtveranstaltungen gehen, sondern auch weil es ihnen Spaß macht und sie einen Freundeskreis in AcC aufbauen. Und ich habe eigentlich die Hoffnung, dass sie sich auch untereinander helfen können. Wenn man z.B. sagt, „mein Vater ist Dachdecker und ihr brauch ein neues Dach“, dann kann er das einfach machen. Konrad Reichel