Sie bauen an den Träumen und der Zukunft peruanischer Kinder

Die Röcke sind bunt und weit. In mehreren Schichten winden sie sich um die Beine und werden in der Taille von dem reichlich bestickten Gürtel zusammengehalten. Auf dem Kopf tragen die Tänzerinnen verzierte Hüte. Farbenfroh, fröhlich und begleitet von den typischen Klängen Perus schmücken sie einen Jubiläumsabend im Haus der Begegnung: Der Verein „Herzen für eine Neue Welt – Kinderhilfe in Peru“ ist nun 25 Jahre alt.

Studien-Wunsch rangiert weit oben

Der 1998 von Dieter Arnold gegründete und in Königstein ansässige Verein setzt sich als gemeinnützige Organisation für sozial benachteiligte Kinder und ihre Familien in den Hochanden Perus ein. Ziel ist es, dem Nachwuchs zu einer eigenständigen Zukunft zu verhelfen. Diese Hilfe zur Selbsthilfe sei möglich dank der engen Zusammenarbeit mit dem peruanischen Partnerverein „Corozones para Perú“, unterstreicht Gregor Hetzke vom hiesigen Vorstand. Dieter Arnold starb 2014 als 73-Jähriger nach einem schweren Krebsleiden. Bis zu seinem Tod widmete er sich seinem Herzensprojekt. Einer, der seit den Anfängen dem Verein sein Leben widmet und, wie es Vereinsvorsitzender Walter Leidinger formuliert, „für nichts zu schade ist“, erhält die Ehrennadel des Vereins: Gerhard Benner ist der Motor der Kinderhilfe. Er besuchte die Projekte und Partner in den Hochanden Perus unzählige Male, spendete ein ganzes Haus und ist engagierter Pate. Leidinger: „Er gibt sein Leben für den Verein.
Gerade vorhin hat er auch wieder mitangepackt und trotz seines Alters Bierkästen geschleppt.“ Gerhard Benner, der mit einer schweren Erkrankung ringt, ist sichtlich gerührt an dem Tag, der die Früchte der Arbeit vor ihm und
anderen ausbreitet. Auf das Engagement im Verein könne und wolle er nicht verzichten, sagt der 83-Jährige. Die Bande nach Peru seien groß, so der Geehrte. Herzensfreude erfüllt Gerhard Benner denn auch, als er im Trubel der Feierlichkeiten Rossina Estrada Kuccho, die Direktorin des peruanischen Partnervereins, trifft. Sie reiste aus Peru an, um am Jubiläumsfest teilzunehmen. Die Reise soll nicht nur zum Feiern genutzt werden. Die Direktrice verknüpft den Aufenthalt mit einer Klausurtagung der Herzen. Die Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Ernährung, Umweltschutz und Gleichstellung sollen weiterwachsen. Die Direktorin spricht über das Leben der
Kinder im Kinderdorf „Munaychay“ und das Agrar-Bildungszentrum „Santa Rosa“ mit Werkstätten, in denen auch Bildungskurse stattfinden. Die Kinder hätten die Corona-Pandemie hinter sich gelassen und seien an den Herausforderungen gewachsen, sagt Estrada Kuccho. Im Kinderdorf habe die Pandemie-Zeit die Gemeinschaft gestärkt. „Wir sind alle noch enger zusammengewachsen“, sagt sie auf Spanisch. Ihr größter Wunsch? „Eine gute Zukunft für die Kinder. Ich möchte weiter an ihren Träumen bauen und sie erfüllen. Die meisten wünschen sich, eine Universität besuchen zu können.“

Panflöten-Klänge und Landes-Spezialitäten

Bildung und Gesundheit seien das wichtigste Gut, betont Rossina Estrada Kuccho. Einig sind sichdarin auch die Besucher, die auf dem Fest nebenbei die Kultur des Landes, dessen nördlichster Punkt nur vier Kilometer südlich
des Äquators liegt, kennenlernen. Musikalische Eindrücke vermittelt das Ensemble „Sariri“ aus derperuanischen Hochebene Altiplano. Mariano Alza spielt später auf der Panflöte. Unter der Leitung von Pilar Cruzado Silva präsentiert die Tanzgruppe „Peru Latino“ in den typisch bunten Röcken, den „polleras“, ihren Tanz „Estampa Cuzquena“. Auf dem Mercato im Foyer treffen Deutsche Peruaner zu Gesprächen und verkosten landestypische Speisen und Getränke.

Dort erinnert sich auch Daniel Galindo an seine Heimat, die er vor zwei Jahren zum Studium in Würzburg verließ. „Ich mache dort meinen Master in Musikalischer Darstellung“, erzählt der junge Mann. Sein Vater stamme aus den Anden, die Mutter aus dem Regenwald. Die Arbeit des Vereins lobt Daniel Galindo und inspiziert die Mode aus dem Alpaka-Lädchen des Vereins. Der Jubiläumsbildband des Vereins macht ihn neugierig. Galindo blättert
durch das 272 Seiten dicke Buch mit Texten von Esther Strunck und Bildern des Fotografen Radoslaw Polgesek. Er sieht seine Heimat und die Welt der Herzen.

Peru-Publikation
Das Buch kostet 55 Euro. Das
Geld investiert der Verein in
seine Arbeit. Anfragen zum Buch
sind telefonisch unter (0 61 74)
9 68 24 53 oder per Mail an
mail@herzenhelfen.de möglich.