Endlich auf dem Weg nach Munaychay

Während Sie diese Zeilen lesen, ist die Protagonistin dieser Geschichte bereits Tausende Kilometer weit weg. Gemeinsam mit fünf weiteren jungen Leuten hat sich die Königsteinerin Pauline Hagemann für ein Jahr aus Deutschland verabschiedet. In dieser Woche ging ihr Flieger nach Peru, wo Pauline und ihre Mitstreiter an das wieder anknüpfen wollen, was beim Königsteiner Verein „Herzen für eine Neue Welt“ zuletzt doch so sehr vermisst wurde.

Das Sextett aus Deutschland bildet das erste Freiwilligen-Kontingent des Vereins, das nach allzu langer Corona-Pause wieder in den Projekten der „Herzen“ in den Anden in den Einsatz gehen wird. So der Flug pünktlich ist und der Bus nach Urubamba keine Verspätung hat, werden die jungen Helfer schon zum Wochenende das Kinderdorf Munaychay erreichen und dort in ihren neuen Lebensabschnitt starten. Sie werden den Partnerverein „Corazones para Perú“ kennenlernen und die diversen Programme „Lernen mit Herz“, „Schulnetzwerk“, „Soziale Assistenz“, „Jugendförderung“ und „Gesundes Leben“ mitbetreuen.

Nicht nur für die Freiwilligen, sondern vermutlich auch für die Mädchen und Jungen in Munaychay wird es eine Zeit der Eingewöhnung brauchen. War es bis 2020 ganz normal, dass einmal im Jahr „neue“ junge Deutsche ins Tal der Inka kamen, um zu helfen, so hatte Corona zuletzt die Arbeit doch stark ausgebremst. Die Schulen in Peru waren geschlossen, die Kinder aus dem Kinderdorf abgeschottet. Die letzten deutschen Helfer mussten ob der Covidkrise frühzeitig die Zelte abbrechen und ausfliegen. „Das soll sich nun wieder ändern. Der Freiwilligendienst läuft wieder wie gewohnt an. Die Schulen haben zum Glück wieder geöffnet. Die Lage hat sich entspannt“, betont Claudia Jeckel. Sie leitet von der Königsteiner Geschäftsstelle aus das Freiwilligenprogramm und die Patenschaften.

Die „Herzen“ waren allerdings auch während der Pandemie keinesfalls untätig. Die Arbeit vor Ort mit den Partnern lief weiter. Der Vorsitzende Dr. Walter Leidinger war bereits wieder in Peru. Was jedoch bis zuletzt fehlte, waren die jungen Freiwilligen, die der Arbeit im Projekt eine ganz eigene Dynamik geben. Pauline, die in Königstein die St. Angela Schule (SAS) besucht hat, war schon vor geraumer Zeit auf das Angebot der „Herzen“ aufmerksam geworden und hatte über die Schule Kontakt mit dem Verein auf aufgenommen. Da war sie jedoch noch 17. „Man muss volljährig sein, um nach Peru mitzukommen. Ich musste mich gedulden“, sagt die Abiturientin, der jetzt noch dazu ein Zufall in die Karten spielte. Claudia Jeckel und ihr Team hatten die Abreise der Freiwilligen um einen Monat nach hinten verlegt. „Die jungen Leute flogen vor Corona immer im Juli ab. Dieses Jahr planten wir für den August“, so Jeckel.

Gerade rechtzeitig 18 geworden

Und da Pauline Anfang des Monats volljährig wurde, durfte sie jetzt also mitfahren. Sie ist die einzige junge Frau aus Königstein. Die anderen Mitreisenden kommen aus ganz Deutschland. Ihrer Zeit in den Anden blickt Pauline gespannt entgegen. Sie möchte sich im Kinderdorf einbringen und dort malen, basteln und singen. Sie kann Gitarre spielen – ein paar Notenblätter hat sie eingepackt – und hat an der SAS Spanisch gelernt. Peru kennt sie von Erzählungen der Mutter: „Sie war mal in Peru und schwärmt noch heute davon.“

Die Bewerbung zum Freiwilligendienst startete vor etwa einem Jahr. In mehreren Treffen und via Videocall habe sie die anderen Helfer kennengelernt. „Wir sind schon zu einer kleinen Gemeinschaft geworden“, sagt Pauline. Spontan habe sie noch eine junge Königsteinerin für etwa zehn Wochen in Peru angemeldet. Sie möchte in den Semesterferien helfen, weil sie im vergangenen Jahr wegen Corona keinen Freiwilligendienst leisten konnte. Pauline wird 12 Monate in den Anden verbringen. Von ihren Eindrücken und Erfahrungen werde sie gerne im nächsten Jahr berichten, verspricht sie.

Angelika Kilb, Geschäftsführerin der Herzen für eine Neue Welt, blickt nach vorne. „Es ist gut, dass der Alltag zurückkehrt“, unterstreicht Kilb. Der Verein habe während der Coronapandemie „höhere Einbußen als gedacht“ gehabt. Deshalb sei es nun schwierig, wieder schnell zur Agenda zurückzufinden. „Wir sind auf Spenden angewiesen und suchen unbedingt Paten. Sie sorgen für regelmäßige Mittelzuwendungen, die uns auch langfristig planen lassen.“

Der Verein engagiere sich vielfältig. Alle Hilfsprojekte böten Patenprogramme. Positiv wertet die Geschäftsführerin, dass wieder Hochzeiten, Jubiläen oder Geburtstagen gefeiert werden. „Einige nette Menschen haben zum Glück schon wieder Spendenboxen aufgestellt“, erläutert Claudia Jeckel. efx

Weitere Informationen
Wer Interesse am Verein, dem Freiwilligendienst oder den Patenprogrammen hat, wird online unter www.herzenhelfen.de fündig. Wer peruanische, nachhaltig gefertigte Waren wertschätzt, kann diese im Alpaka Laden, Hauptstraße 21a, kaufen.