Leben in der Ferne Franziska Würflein verbringt ein Jahr in den peruanischen Anden

Ein Jahr in den peruanischen Anden, irgendwo im Nirgendwo, mit mittelmäßigem Empfang und weit entfernt von allem Gewohnten. Was für viele zunächst einmal einschüchternd, vielleicht sogar abschreckend klingt, das hat sich Franziska Würflein aus Gaimersheim freiwillig ausgesucht.

Im Sommer 2022 hat die 18-Jährige ihr Abitur bestanden, seit August lebt sie in Peru, am Fuße des Chicón-Gletschers auf knapp 3200 Meter Höhe. Dort befindet sich das Kinderdorf „Munaychay“. Dort setzt sie sich als Freiwillige des gemeinnützigen Vereins „Herzen für eine Neue Welt“ für bessere Lebensbedingungen der ländlichen Bevölkerung ein.

Sechs Stunden Zeitverschiebung
Das Gespräch mit Franziska findet um 20 Uhr abends statt, bei ihr ist es gerade einmal 14 Uhr, denn aktuell beträgt die Zeitverschiebung von Deutschland nach Peru sechs Stunden – in der Sommerzeit sind es sieben. Mehrere tausend Kilometer trennen die 18-Jährige von ihrer Familie, ihren Freunden und dem gewohnten Umfeld. Die Distanz zur Heimat fällt Franziska allerdings nicht schwer, ein Auslandsjahr war schon immer ihr großer Traum, den sie sich nun verwirklichen konnte.

Allein ist sie außerdem nicht: Gemeinsam mit fünf anderen Freiwilligen wohnt sie in einer WG, von Anfang an haben sie sich gut verstanden. „Wir sind wie eine Familie“, berichtet Franziska. An den Wochenenden unternehmen sie gemeinsam Ausflüge und erkunden die Natur Perus.

Die sechs sind die ersten Freiwilligen, die seit dem Beginn der Corona-Pandemie von dem Freiwilligendienst beschäftigt werden dürfen und wieder vor Ort unterstützen können. Man merkt sofort, wie sehr Franziska die Arbeit und die Menschen am Herzen liegen. Mit Begeisterung berichtet sie von ihren neuen Erfahrungen und Eindrücken, vor allem die Offenheit der Menschen beeindruckt sie.

Ihre Aufgaben gliedern sich in zwei Bereiche: An den Vormittagen hilft sie, gemeinsam mit einem Zahnärzte-Team aus Peru und Deutschland, die Menschen vor Ort medizinisch zu versorgen. Mehr als 700 Patienten werden jeden Monat in den Anden durch das Programm „Gesundes Leben“ betreut, welches einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Zahngesundheit leistet. Nachmittags hilft sie in dem Kinderdorf „Munaychay“ bei der Betreuung von etwa 70 sozial benachteiligten Kindern, um die sich der Verein aktuell kümmert. Die Waisen und Halbwaisen bekommen hier ein liebevolles Zuhause, Schulausbildung, Erziehung und Förderung sowie die notwendige soziale und psychologische Betreuung.

„Man sieht, wie ungerecht die Welt ist“

An der Küste Perus ist der Wohlstand gestiegen, in den ländlichen Regionen sieht es allerdings noch anders aus – ein Umstand, den auch Franziska bereits sehr eindringlich erlebt hat. „Man sieht hier, wie unglaublich ungerecht die Welt ist“, so die 18-Jährige. Seit August sieht sie sich mit den extremen Unterschieden zwischen Arm und Reich auf engstem Raum konfrontiert. Besonders eindrücklich bleiben der Freiwilligen die Gesundheitskampagnen des Programms in Erinnerung: Einmal im Monat begibt sich ein Team von Zahnärzten an einen abgelegeneren Ort, um auch dort die Menschen versorgen und ihre Hilfe anbieten zu können. In einem Punkt ist sich Franziska dabei jetzt schon sicher: Die Erfahrungen, die sie im Rahmen des Hilfsprojekts sammelt, haben ihren Blick auf ihr Leben in Deutschland nachhaltig verändert und geprägt.

Verein „Herzen für eine Neue Welt“
Der gemeinnützige Verein „Herzen für eine Neue Welt“ hat es sich allgemein zum Ziel gemacht, die Lebensbedingungen der Landbevölkerung in den Anden Perus zu verbessern. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Unterstützung von Kindern, insbesondere Waisen und Halbwaisen. Diesen soll, mit Hilfe von Bildungsangeboten, medizinischer Versorgung und der Gewährleistung eines liebevollen Zuhauses eine eigenständige Zukunft ermöglicht werden.

Seit 1998 engagiert sich der Verein in deutsch-peruanischer Zusammenarbeit und konnte so bereits unterschiedliche soziale Einrichtungen schaffen. Die Mitglieder arbeiten eng mit den Menschen vor Ort zusammen. Gemeinsam arbeiten sie an einer Verbesserung in Bereichen wie Bildung, Gesundheit, Ernährung, Umweltschutz und der Gleichstellung der Geschlechter. Das Ziel: Auf ganzheitlicher Ebene die Zukunftsperspektiven der Menschen zu verbessern und voneinander zu lernen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.herzenhelfen.de.