In Peru neuen Blick aufs Leben gefunden

In Peru neuen Blick aufs Leben gefunden
SCHMITTEN Pauline Hagemann arbeitet ein Jahr für den Verein „Herzen für eine Neue Welt“
VON EVELYN KREUTZ

Pauline Hagemann aus Schmitten ist seit einem halben Jahr für den gemeinnützigen Verein „Herzen für eine Neue Welt“ im Kinderdorf Munaychay im Andenhochland von Peru. Nach Südamerika wollte die Schmittenerin schon immer mal, und ein Auslandsjahr im Freiwilligendienst zur Orientierung nach dem Abitur hatte sie auch ins Auge gefasst. „Dass ich ausgerechnet diesen Platz in Peru bekommen habe, war ein wahres Glück“, sagte sie im Gespräch mit der Presse via Whatsapp. „Ich habe die Landschaft und die herzlichen Menschen hier, in einer der ärmsten Regionen der Welt, sofort ins Herz geschlossen“, erzählt sie. Das habe es auch leicht gemacht, Weihnachten und den Jahreswechsel zum ersten Mal nicht mit ihrer Familie zu verbringen, sondern lediglich an Heiligabend mit ihr zu telefonieren. Durch die Zeitverschiebung war es da in Peru erst früh am Morgen. Und den restlichen Tag hat sie mit den anderen fünf Freiwilligen zusammen im Kinderdorf verbracht.

Weihnachten im Kinderdorf
Während der Feiertage waren nicht alle 70 Kinder im Kinderdorf, nur diejenigen, die keine Familie mehr haben. „Mit den Kindern haben wir an Heiligabend die traditionelle peruanische Hühnerbrühe gegessen und danach den Gottesdienst in der Kirche besucht. Die Helfer haben dann gemeinsam gewichtelt und sich das Mitternachtsfeuerwerk angeschaut. Das war im Grunde ein vorgezogenes Silvester“, so Pauline. Erst am nächsten Morgen, weil das in Peru so üblich ist, haben die Betreuer mit den Kindern die Geschenke ausgepackt.„Die Freude der Kinder zu sehen und zu spüren, war einfach unglaublich“, sagt sie.
Danach und auch immer wieder zwischen den Jahren gab es zum Kakao als typisches Weihnachtsgebäck Panettone, so ähnlich wie Italien. Silvester hat Pauline mit den anderen Freiwilligen in Urubamba verbracht. In der rund 20 Minuten entfernten Kleinstadt zwischen Cusco und dem Machu Picchu, dem Heiligen Berg der Inkas mit seiner gut erhaltenen Ruinenstadt, habe sie längst auch Freunde unter den Einheimischen gefunden. Und mit denen haben die jungen Leute vom Freiwilligendienst gemeinsam gefeiert. Die Kommunikation klappt übrigens bestens auf Spanisch, was Pauline in der Schule seit der achten Klasse gelernt hat.„Ich habe auch versucht, ein bisschen Quechua zu lernen, aber die Sprache der Einheimischen ist unheimlich schwer und ich müsste das in Lautsprache aufschreiben“, erzählt sie.

Im Kinderdorf komme es vor allem darauf an, beim Spielen und Lernen den Kindern, die zum Teil Furchtbares erlebt haben, Zuneigung entgegen zu bringen. Und weil da immer ganz viel zurückkomme, sei es für sie gar nicht so schwer, so weit weg von zu Hause zu sein. „Ich habe mir das vorher viel schwieriger vorgestellt“, meint sie und sagt: „Weil ich weiß, dass ich meine Familie in einem halben Jahr wiedersehe, kann ich mich ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren.“

Traditionen und Gänsehautmomente
Die peruanische Kultur kennenzulernen sei schon eine tolle Erfahrung. „Wenn Peruaner aller Altersklassen in ihrer traditionellen Kleidung die alten Tänze aufführen, bekommt man schon eine Gänsehaut“, beschreibt sie besondere Momente ihres bisherigen Aufenthalts. Für Silvester hat sie sich wie die Einheimischen jungen Leute gelbe Unterwäsche gekauft, weil das Glück bringen soll. Und statt Sekt zu trinken hat sie zwölf Trauben gegessen. „Ob für jede Traube ein Wunsch in Erfüllung geht? Wir werden sehen“, meint Pauline.
Auf jeden Fall freut sie sich, dass sie ihren 19. Geburtstag noch in Peru verbringen kann, bevor es Mitte August wieder auf die Heimreise geht. Und eins ist für Pauline jetzt schon sicher: „Die Arbeit mit den Kindern und die Begegnungen mit den Menschen in dieser Region, wo es so viel Armut gibt, hat mir einen ganz neuen Blick aufs Leben gegeben.“ Ihre Bewerbungen fürs Studium – bis jetzt weiß sie noch nicht genau, ob Tiermedizin oder soziale Arbeit – wird sie von Peru aus losschicken.